Hier ist eine Sache, die mich immer wieder beschäftigt:

Vor etlichen Jahren stand ich vor einem Dilemma: Entweder eine Operation, die mir wahrscheinlich meine Potenz nehmen, mich dafür aber sicher vor dem Krebstod bewahren würde (es ging um meine Blase). Oder aber eine sogenannte "konservative", eine bewahrende Immun-Therapie, die mir zwar meine Potenz erhalten, mich aber dem etwa 50-prozentigen Risiko aussetzen würde, innerhalb der nächsten fünf Jahre doch an Krebs zu sterben. Oder, genauer gesagt, elend zugrunde zu gehen: Am Ende steht ja meist ein verzweifelter, monatelanger und dann doch vergeblicher Abwehrkampf.

Wofür sollte ich mich entscheiden? Recherchen im Internet, Gespräche mit Ärzten und Betroffenen: nichts brachte Klarheit.

Dann wachte ich eines Nachts um 3 Uhr auf. Ich wusste in erstaunlicher, verblüffender, geradezu diamantener Klarheit, was zu tun war: Ich würde den riskanten Weg gehen. Also Immun-Therapie und Potenzerhalt. Kein Zweifel mehr. Keine Sorge mehr. Nur noch Klarheit. Entschiedenheit. Sicherheit. Eine Sicherheit übrigens, die nicht auf rationalen Gründen beruhte und von der ich deshalb niemand anderen hätte überzeugen können. Sie war einfach da.

Das ist jetzt 13 Jahre her. Mit anderen Worten: Es war die richtige Entscheidung.

Dieser Moment der plötzlichen Klarheit, die in etwas Tieferem als der Ratio begründet ist - der interessiert mich.

Freunde berichten mir, dass sie im Lauf ihres Lebens ähnliche Erfahrungen gemacht haben.